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Struktur, Spiel und Beziehung, Diagnostik als achtsamer Zugang zur kindlichen Welt

Aktualisiert: 10. Juni

Diagnostik ist weit mehr als das Sammeln von Daten oder das Ausfüllen von Fragebögen. In der psychologischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen bedeutet sie, sich behutsam einem inneren Erleben anzunähern, das oft noch nicht sprachlich gefasst werden kann. Diagnostik ist Begegnung, Beziehung, Wahrnehmung, und nur im Zusammenspiel von Struktur, Spiel und professioneller Haltung wirklich wirksam.

Verlauf im Diagnoseprozess bei Kindern und Jugendlichen besser verstehen

Die psychoanalytische Diagnostik beruht auf der freien Beobachtung im Spiel, in der Sprache und im Beziehungsgeschehen. Im Vordergrund stehen unbewusste Prozesse, Abwehrmechanismen und Übertragungsphänomene. Die Therapeut*in versucht nicht, das Kind „zu testen“, sondern es in seiner Ausdrucksweise zu verstehen, oft auch über das, was nicht gesagt wird. Der Zugang erfolgt über symbolische Handlungen, Spielverläufe und emotionale Reaktionen innerhalb der Beziehung.


In der Gestalttherapie ist Diagnostik kein gesonderter Schritt, sondern findet im unmittelbaren Kontakt statt. Die Therapeut*in begegnet dem Kind mit einer offenen, gegenwärtigen Haltung und nimmt wahr, was im Hier und Jetzt entsteht, im Körper, im Ausdruck, in der Beziehung. Die diagnostische Arbeit wird nicht über Instrumente, sondern über Resonanz, Kreativität und Dialog geleistet. Dabei werden Muster, Blockaden und Ressourcen gleichermaßen gesehen und gewürdigt.


Die verhaltenstherapeutische Diagnostik ist klar strukturiert, systematisch und zielorientiert. Sie basiert auf der funktionalen Verhaltensanalyse und bezieht Daten aus verschiedenen Quellen: direkte Beobachtung, standardisierte Testverfahren, Fremdbeurteilungen und Anamnesegespräche. Das Ziel ist es, spezifische Auslöser und Konsequenzen von Verhalten zu identifizieren und daraus konkrete Interventionen abzuleiten, dabei stets angepasst an das Entwicklungsalter und das Umfeld des Kindes.


Diagnostik ist Beziehung in Bewegung. Eine gute Diagnostik stellt nicht das Kind in Frage, sondern öffnet Räume des Verstehens. Sie verbindet methodische Klarheit mit menschlicher Sensibilität und erkennt, dass jedes Kind mehr ist als ein Symptom oder ein Testergebnis. Diagnostik ist der erste Schritt auf einem gemeinsamen Weg getragen von Vertrauen, Respekt und dem Wunsch, wirklich zu sehen.


Nächster Artikel: E wie Emotionen, fühlen, benennen, regulieren.


Crescer com emoção –

Mit Herz und Verstand wachsen

 
 
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