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Verbindung zulassen, gestalten und schützen

Nähe ist eine der zentralsten Erfahrungen in der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Sie bedeutet Sicherheit, Kontakt, Spiegelung aber auch Verletzlichkeit. In der psychologischen Arbeit ist der Umgang mit Nähe ein sensibler Balanceakt: Wie viel Nähe braucht ein Kind, um sich öffnen zu können? Wie viel Distanz schützt es vor Überforderung? Und wie kann therapeutische Nähe achtsam und professionell gestaltet werden?


In der Psychoanalyse ist Nähe eng verknüpft mit frühen Beziehungserfahrungen und inneren Objektbildern. Die Art, wie ein Kind Nähe sucht, meidet oder erlebt, spiegelt oft unbewusste Beziehungsmuster wider. Die therapeutische Beziehung wird dabei zum Raum, in dem diese Muster erneut aktiviert aber auch korrigierend erfahren werden können. Nähe in der Behandlung bedeutet hier, eine haltende, stabile und fein abgestimmte Beziehung zu ermöglichen, ohne Vereinnahmung oder Rückzug.


In der Gestalttherapie wird Nähe im direkten Kontakt erfahren im Hier und Jetzt, mit allen Sinnen. Nähe ist kein statischer Zustand, sondern ein Prozess, der immer wieder neu entsteht. Therapeutische Nähe entsteht dort, wo Begegnung auf Augenhöhe gelingt, wo Echtheit und Grenzen in einem lebendigen Wechselspiel stehen. Das Kind wird eingeladen, Nähe bewusst zu erleben, sie zu gestalten und auch zurückzuweisen, wenn es nötig ist. Nähe darf wachsen, sich verändern und Raum für Autonomie lassen.


In der Verhaltenstherapie wird Nähe oft funktional betrachtet im Sinne von Bindung, Beziehungskompetenz und sozialen Interaktionen. Kinder, die Nähe meiden oder übermäßig suchen, zeigen damit meist erlernte Reaktionsmuster, die in bestimmten Kontexten funktional waren. Die therapeutische Beziehung dient als Modell für sichere, vorhersehbare Nähe, in der soziale Kompetenzen und emotionale Selbstregulation aufgebaut werden können. Nähe wird dabei bewusst strukturiert, beobachtet und reflektiert.


Nähe braucht Achtsamkeit und Struktur

Nähe ist ein Grundbedürfnis und gleichzeitig eine Herausforderung. In der therapeutischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ist Nähe kein Selbstverständnis, sondern ein Prozess, der sensibel begleitet werden muss. Sie entsteht dort, wo Vertrauen wächst, Grenzen respektiert werden und Beziehung mit Offenheit gestaltet wird. Nähe darf schützen, verbinden und frei lassen in der Therapie und darüber hinaus.


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Crescer com emoção –

Mit Herz und Verstand wachsen

 
 
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