Schutzmechanismus verstehen und nutzen
- Joselaine dos Santos Andrade

- 27. Mai
- 2 Min. Lesezeit
Widerstand ist ein Begriff, der in der psychologischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen oft negativ konnotiert ist als Blockade, Verweigerung oder Störung. Doch aus therapeutischer Sicht ist Widerstand kein Hindernis, sondern ein bedeutsames Signal. Er zeigt, dass ein innerer Schutz aktiv ist, dass eine Grenze verteidigt wird oder dass Vertrauen noch wachsen muss. Widerstand zu verstehen heißt, hinter das Verhalten zu blicken und es als Teil des Selbstschutzes zu würdigen.
In der Psychoanalyse gilt Widerstand als Ausdruck innerpsychischer Abwehrprozesse. Das Kind schützt sich unbewusst vor Themen, die Angst, Scham oder Überforderung auslösen könnten. Diese Prozesse können sich in Schweigen, Spielverweigerung, Aggression oder scheinbarer Gleichgültigkeit zeigen. Die therapeutische Aufgabe besteht darin, den Widerstand nicht zu brechen, sondern ihn als Hinweis auf die aktuelle Ich-Struktur zu deuten. Erst wenn der Schutz ernst genommen wird, kann sich das Kind allmählich sicher genug fühlen, um sich zu öffnen.
Die Gestalttherapie versteht Widerstand als kreative Anpassung, eine Form, mit der das Kind im Moment sein inneres Gleichgewicht schützt. Widerstand wird nicht als Störung gesehen, sondern als Versuch, mit dem, was ist, in Kontakt zu bleiben auf eine Weise, die (noch) notwendig erscheint. Die Therapeut*in begegnet dem Kind mit Präsenz, ohne Druck. Statt gegen den Widerstand zu arbeiten, wird der Kontakt gesucht behutsam, mit Offenheit und Respekt vor dem Tempo des Kindes. Widerstand wird zum Ausgangspunkt für Beziehung und Veränderung.
In der Verhaltenstherapie wird Widerstand oft funktional betrachtet, als Verhalten, das bestimmten Konsequenzen ausweicht oder bestehende Muster aufrechterhält. Widerstand wird analysiert. Was löst ihn aus? Was wird dadurch vermieden? Und dann systematisch bearbeitet. Wichtig ist dabei eine kooperative Grundhaltung. Das Kind wird in die Zielsetzung einbezogen, seine Motivation wird gestärkt, und mögliche Ängste werden ernst genommen. Widerstand wird nicht als Störung der Therapie verstanden, sondern als ein zu berücksichtigender Bestandteil des Prozesses.
Widerstand ist Beziehung in Bewegung
Wenn ein Kind sich verweigert, schützt es oft etwas Wertvolles in sich. In der therapeutischen Arbeit geht es nicht darum, Widerstand zu überwinden, sondern ihn anzunehmen, zu verstehen und gemeinsam neue Wege zu finden. Denn dort, wo Widerstand respektiert wird, entsteht Raum für echte Veränderung freiwillig, langsam und getragen von Vertrauen.
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