Innere Zustände stabilisieren und begleiten
- Joselaine dos Santos Andrade

- 24. Mai
- 2 Min. Lesezeit
Emotionale und körperliche Selbstregulation ist eine zentrale Fähigkeit in der kindlichen Entwicklung. Sie ermöglicht es dem Kind, mit inneren Spannungen, Reizen aus der Umwelt und sozialen Anforderungen umzugehen. Doch nicht jedes Kind entwickelt diese Fähigkeit mühelos. In der psychologischen Praxis ist Regulation kein Ziel, das sofort erreicht werden muss , sondern ein Prozess, der individuell, beziehungsorientiert und methodisch sensibel begleitet wird.
Aus psychoanalytischer Sicht entwickelt sich die Fähigkeit zur Selbstregulation im Rahmen früher Beziehungserfahrungen. Die Art und Weise, wie Affekte in der frühen Bindung gespiegelt, gehalten oder abgewehrt wurden, prägt die emotionale Regulation langfristig. In der Therapie bedeutet das, Emotionale Zustände dürfen im geschützten Raum auftauchen, ohne bewertet zu werden. Das Kind erfährt, dass intensive Gefühle ausgehalten werden können in Beziehung, ohne Kontrollverlust. Die Therapeut*in übernimmt dabei vorübergehend die Funktion eines „regulierenden Anderen“, bis das Kind diese Funktion selbst verinnerlichen kann.
In der Gestalttherapie wird Regulation als dynamisches Gleichgewicht zwischen inneren Bedürfnissen und äußeren Anforderungen verstanden. Kinder werden eingeladen, sich selbst im Hier und Jetzt zu spüren, zu benennen, was sie fühlen, und zu lernen, wie sie Einfluss auf ihren Zustand nehmen können. Die therapeutische Beziehung bietet dabei Halt und Spiegelung nicht durch Anleitung, sondern durch Präsenz. Regulation wird als Selbstkompetenz gefördert, nicht als Anpassung, sondern als bewusstes Gestalten des inneren Erlebens.
In der Verhaltenstherapie ist Selbstregulation ein gezielt erlernbares Verhalten. Kinder, die Schwierigkeiten mit Impulsivität, Wut oder Ängsten haben, erhalten strukturierte Hilfe, um neue Strategien aufzubauen. Das geschieht durch Rollenspiele, Stärkung exekutiver Funktionen, Aufbau von Selbstinstruktionen, Nutzung von Verstärkern und systematisches Training. Regulation wird in kleinen Schritten aufgebaut und mit Alltagssituationen verbunden. Ziel ist, dass das Kind zunehmend Kontrolle über seine Emotionen und Verhaltensimpulse gewinnt und dabei positive Rückmeldungen erfährt.
Regulation ist Beziehung in Bewegung und Entwicklung
Die Fähigkeit, innere Zustände zu regulieren, wächst nicht isoliert. Sie entsteht in sicheren Beziehungen, durch Erfahrung, durch Spiegelung und durch Erlaubnis, auch „unreguliert“ sein zu dürfen. Therapeutisch begleiten wir Kinder darin, sich selbst besser zu verstehen und tragfähige Wege zu entwickeln, mit dem eigenen Erleben umzugehen. Regulation ist kein Zielpunkt, sie ist ein lebendiger Lernweg.
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Crescer com Emoção –
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