Fühlen, benennen, regulieren, Emotionen als Wegweiser der kindlichen Entwicklung
- Joselaine dos Santos Andrade

- 22. Apr.
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 3. Mai
Emotionen gehören zur frühesten Erfahrung des Menschseins. Sie entstehen spontan, begleiten jeden Entwicklungsschritt und beeinflussen Denken, Handeln und Beziehungsgestaltung. In der psychologischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ist der Umgang mit Emotionen zentral nicht, um sie zu kontrollieren oder zu bewerten, sondern um sie zu verstehen, auszudrücken und angemessen zu regulieren.
In der Psychoanalyse gelten Emotionen als Ausdruck innerer Konflikte, unbewusster Wünsche oder früher Beziehungserfahrungen. Sie werden nicht isoliert betrachtet, sondern im Zusammenhang mit der Ich-Entwicklung, den Abwehrmechanismen und der inneren Objektwelt verstanden. Die therapeutische Arbeit besteht darin, emotionale Zustände zu entschlüsseln, symbolisierbar zu machen und in der Beziehung zur Therapeut*in zu halten, insbesondere dann, wenn das Kind diese Emotionen selbst noch nicht einordnen oder benennen kann.
Die Gestalttherapie begegnet Emotionen im Hier-und-Jetzt – als unmittelbare Erfahrung, die wahrgenommen und integriert werden darf. Gefühle werden nicht analysiert, sondern gespürt, benannt und als Teil des Kontaktes verstanden. Die therapeutische Haltung zielt darauf ab, den Kindern Raum zu geben, ihre Emotionen auszudrücken, ohne korrigiert zu werden. So entsteht die Möglichkeit, emotionale Prozesse bewusst zu durchleben und dadurch Selbstregulation und Selbstwahrnehmung zu stärken.
In der Verhaltenstherapie stehen die Identifikation, Benennung und Regulation von Emotionen im Zentrum vieler Interventionen. Emotionale Reaktionen werden als erlernte Muster verstanden, die durch Umweltbedingungen mitgeprägt und aufrechterhalten werden. Therapeutisches Ziel ist es, emotionale Kompetenzen systematisch zu fördern, durch gezielte Übungen, Psychoedukation, Verstärkung und Modelllernen. Dabei wird besonderes Augenmerk auf alltagsnahe, übertragbare Fähigkeiten gelegt.
Emotionale Entwicklung ist Beziehungssache
Kinder lernen nicht allein durch Worte, was Wut, Angst, Freude oder Trauer bedeuten, sie lernen es durch Beziehung. Emotionale Kompetenz entsteht im Miteinander, durch Spiegelung, durch Erlaubnis zum Fühlen und durch liebevolle Begleitung bei der Regulation. In der therapeutischen Arbeit schaffen wir Räume, in denen Emotionen nicht „wegtherapiert“, sondern gehört, gespürt und verstanden werden dürfen.
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Crescer com emoção –
Mit Herz und Verstand wachsen





