Entwicklungssignale erkennen und professionell begleiten
- Joselaine dos Santos Andrade

- 9. Mai
- 2 Min. Lesezeit
Konflikte gehören zur Kindheit nicht als Störung, sondern als Ausdruck von Reifung, Veränderung und Identitätsbildung. Was für das Umfeld herausfordernd oder störend wirken mag, ist häufig ein Hinweis auf innere Entwicklungsschritte. In der therapeutischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ist es wesentlich, Konflikte nicht vorschnell zu beruhigen oder zu unterdrücken, sondern sie als Entwicklungssignale ernst zu nehmen, zu begleiten und zu nutzen.
In der Psychoanalyse gelten Konflikte als Ausdruck unbewusster innerer Spannungen, etwa zwischen Triebwünschen, Verboten und Ich-Strukturen. Das Verhalten des Kindes wird nicht isoliert betrachtet, sondern als symbolischer Ausdruck einer tieferliegenden psychischen Realität. In der therapeutischen Beziehung können diese Konflikte allmählich ins Bewusstsein treten in übertragener, spielerischer oder sprachlicher Form und bearbeitet werden. Entscheidend ist eine Haltung, die dem Kind erlaubt, innere Widersprüche zu erleben, ohne daran zu zerbrechen.
Die Gestalttherapie sieht Konflikte als Ausdruck eines gestörten oder unterbrochenen Kontakts mit sich selbst, mit anderen oder mit der Umwelt. Das Kind wird eingeladen, den Konflikt im Hier und Jetzt zu erleben, zu spüren und in einen lebendigen Dialog zu bringen. Dabei steht nicht die Lösung im Vordergrund, sondern die Erfahrung der Spannung, die darin liegende Energie und die Möglichkeit, neue Wege des Umgangs zu entdecken. Konflikte werden als Chance gesehen, persönliche Grenzen, Bedürfnisse und Rollen zu klären.
In der Verhaltenstherapie werden Konflikte analysiert im Hinblick auf auslösende Reize, aufrechterhaltende Faktoren und Konsequenzen. Ziel ist es, Verhaltensmuster zu verstehen und neue, konstruktive Handlungsstrategien aufzubauen. Kinder und Jugendliche lernen, eigene Bedürfnisse zu erkennen, alternative Reaktionen zu erproben und soziale Kompetenzen aufzubauen. Dabei wird auch das Umfeld einbezogen, um unterstützende Bedingungen für Konfliktlösung und Selbstwirksamkeit zu schaffen.
Konflikte als Wachstumsimpulse begreifen
Konflikte in der Kindheit sind kein Zeichen von Schwäche, sondern Hinweise auf Reifung, Veränderung und das Ringen um innere Ordnung. In der psychologischen Praxis geht es nicht darum, Konflikte zu vermeiden oder zu glätten, sondern sie zu verstehen, zu begleiten und entwicklungsfördernd zu nutzen. Dabei braucht es Raum für Ambivalenz, Beziehung als sicheren Rahmen und Methodenvielfalt im Umgang mit Spannung.
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