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Empathie fördern und Selbstbild erweitern

Aktualisiert: 4. Juni

Ein Perspektivwechsel bedeutet mehr als das Verstehen eines anderen Standpunkts er ist ein komplexer Entwicklungsprozess, der emotionale Reife, mentale Flexibilität und Beziehungskompetenz voraussetzt. In der psychologischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ist die Fähigkeit zum Perspektivwechsel eng verknüpft mit Empathie, Selbstreflexion und sozialer Integration. Sie zu fördern heißt, neue Räume der Begegnung mit sich selbst und mit anderen zu öffnen.


In der Psychoanalyse wird der Perspektivwechsel als Ergebnis innerer Reifung betrachtet: Die Fähigkeit, sich von der eigenen Sichtweise zu lösen, hängt mit der Entwicklung des Über-Ichs, der Ich Funktion und der Fähigkeit zur Symbolisierung zusammen. Wenn ein Kind beginnt, die Gefühle und Gedanken anderer zu erahnen oder zu reflektieren, zeigt sich darin eine vertiefte Ich Struktur. Therapeutisch wird dieser Prozess unterstützt, indem Übertragungsdynamiken, kindliche Selbstbilder und Beziehungsmuster bewusst gemacht werden. Der Perspektivwechsel entsteht nicht durch Appelle, sondern durch Einsicht in das eigene Erleben und dessen Wirkung auf andere.


Die Gestalttherapie versteht Perspektivwechsel als lebendigen Kontaktprozess. Im Hier und Jetzt erfahren Kinder, wie sie auf andere wirken, was in ihnen Resonanz auslöst und wie Begegnung verändert werden kann. Der Perspektivwechsel ist hier keine kognitive Leistung allein, sondern ein Erfahrungsraum, in dem Unterschiede, Rollen und Gefühle wahrgenommen und benannt werden. Die Therapeut*in begleitet das Kind in der Entdeckung seiner Wirkung auf andere nicht wertend, sondern neugierig und unterstützend. So wird Empathie nicht gelehrt, sondern erlebt.


In der Verhaltenstherapie wird der Perspektivwechsel als erlernbare Fähigkeit betrachtet, die in sozialen Trainings gezielt gefördert werden kann. Durch Rollenspiele, Reflexionsgespräche, Feedback und Modelllernen lernen Kinder, sich in andere hineinzuversetzen, deren Sichtweise zu verstehen und ihr eigenes Verhalten anzupassen. Besonders in der Arbeit mit Impulsivität, Konflikten oder sozialer Unsicherheit ist die Förderung der Perspektivenübernahme ein zentraler Baustein. Ziel ist es, prosoziales Verhalten zu stärken und das Selbstbild im sozialen Kontext zu erweitern.


Perspektivwechsel schafft Verbindung und Entwicklung

Die Fähigkeit, sich selbst aus einer anderen Sicht zu sehen oder andere wirklich wahrzunehmen, ist ein wesentlicher Entwicklungsschritt. In der therapeutischen Arbeit entsteht diese Fähigkeit nicht durch Belehrung, sondern durch Beziehung, Resonanz und gemeinsame Erfahrung. Perspektivwechsel bedeutet: Ich erkenne mich selbst auch in der Begegnung mit dir.


Nächster Artikel: Q wie Qual seelisches Leid wahrnehmen und begleiten.


Crescer com emoção –

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