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Digitale Räume verstehen und begleiten

Digitale Medien gehören heute selbstverständlich zur Welt von Kindern und Jugendlichen. Plattformen wie YouTube, TikTok, oder Instagram sind nicht nur Unterhaltung sie sind Orte der Orientierung, des Vergleichs, der Zugehörigkeit und des Ausdrucks. In der psychologischen Praxis ist es zentral, diese Räume nicht zu bewerten oder zu meiden, sondern sie zu verstehen, ernst zu nehmen und gemeinsam zu reflektieren.


Aus psychoanalytischer Sicht sind digitale Räume Projektionsflächen. Sie ermöglichen Kindern, Anteile des Selbst auszuleben, zu verbergen oder in andere Figuren zu verschieben. Likes, Follower und digitale Rollenbilder berühren narzisstische Strukturen, Selbstwertkonflikte und Beziehungserfahrungen. Die therapeutische Arbeit zielt darauf, diese Phänomene nicht moralisch, sondern als Spiegel innerer Themen zu betrachten. Wie Kinder sich in digitalen Welten bewegen, sagt oft viel über ihr unbewusstes Erleben von Bindung, Anerkennung und Autonomie aus.


In der Gestalttherapie wird der Umgang mit digitalen Medien als Ausdruck von Kontakt und Bedürfnisregulation betrachtet. Digitale Räume bieten Nähe, Ablenkung, Struktur, aber auch Rückzug. Entscheidend ist, ob das Kind oder der/die Jugendliche im Kontakt mit sich selbst bleibt oder sich verliert. Die therapeutische Arbeit lädt dazu ein, wahrzunehmen, wie sich digitale Medien anfühlen, was sie auslösen, wo sie stärken und wo sie schwächen. Es geht nicht um Verzicht, sondern um bewusste Gestaltung digitaler Beziehungen innen wie außen.


Die Verhaltenstherapie betrachtet digitale Medien durch die Brille von Verhalten, Verstärkung und Gewohnheitsbildung. Mediennutzung kann funktional sein zur Selbstberuhigung, zur sozialen Einbindung oder zur Flucht vor Anforderungen. Therapeutisch wird analysiert, welche Funktionen digitale Inhalte im Alltag übernehmen und wie alternative Bewältigungsstrategien aufgebaut werden können. Ziel ist es, Medienkompetenz zu fördern, Balance zu ermöglichen und Regeln zu entwickeln, die realistisch und entwicklungsförderlich sind.


Digitale Räume sind Realitäten und brauchen Begleitung

YouTube & Co. sind keine „Störung der Entwicklung“, sondern Teil davon. Kinder und Jugendliche brauchen keine Verbote, sondern Verständnis, Reflexion und Orientierung, um digitale Räume für sich nutzen zu können ohne sich darin zu verlieren. Psychologische Begleitung bedeutet hier mitgehen, nicht kontrollieren und gemeinsam navigieren lernen.


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