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Abgrenzung, Aufbruch und innerer Ambivalenz

Die Jugendzeit ist ein besonderer Abschnitt, kein Kind mehr, aber auch noch nicht erwachsen. Sie ist geprägt von Widersprüchen, inneren Spannungen und der Suche nach Identität. In dieser Übergangsphase geht es um Selbstbehauptung, um Neuorientierung und um das Austarieren von Nähe und Distanz. In der psychologischen Arbeit ist die Jugend kein „schwieriges Alter“, sondern eine Phase intensiver innerer Bewegung, die professionelle Begleitung braucht nicht durch Kontrolle, sondern durch Resonanz und Halt.


In der Psychoanalyse wird die Jugendzeit als Zeit der Wiederbegegnung mit frühkindlichen Konflikten verstanden unter neuen inneren und äußeren Bedingungen. Themen wie Autonomie, Sexualität, Zugehörigkeit und Schuld treten in neuer Intensität auf. Die therapeutische Arbeit orientiert sich daran, unbewusste Prozesse zu verstehen und zu begleiten, ohne vorschnell zu strukturieren. Die innere Ambivalenz, das Schwanken zwischen Abhängigkeit und Abgrenzung, wird nicht als Störung, sondern als Teil des Reifungsprozesses verstanden.


In der Gestalttherapie wird Jugend als Lebensphase verstanden, in der Kontaktgrenzen neu verhandelt werden. Die jungen Menschen erleben sich in Spannung zwischen alten familiären Rollen und neuen Selbstbildern. Die therapeutische Beziehung bietet einen Raum, in dem diese Spannungen sichtbar und erfahrbar werden dürfen ohne Druck zur Festlegung. Authentizität, Spiegelung und gemeinsames Erforschen ermöglichen es, innere Klarheit zu entwickeln und erste Schritte in selbstgewählten Richtungen zu gehen.


In der Verhaltenstherapie liegt der Fokus auf konkretem Verhalten, das in dieser Lebensphase oft impulsiv, widersprüchlich oder risikobehaftet erscheint. Ziel ist es, jugendliche Selbstwirksamkeit zu fördern, Problemlösefähigkeiten aufzubauen und dysfunktionale Muster zu erkennen und zu verändern. Dabei wird großer Wert auf eine kooperative, transparente Arbeitsbeziehung gelegt die Jugendlichen sollen sich verstanden, aber auch herausgefordert fühlen. Psychoedukation und strukturierte Interventionen bieten Orientierung inmitten innerer und äußerer Unsicherheit.


Jugend braucht Halt, Freiheit und echte Begegnung. Psychologische Begleitung in der Jugendzeit heißt nicht, zu lenken, sondern Räume für Selbstwerdung zu öffnen. Es bedeutet, die Widersprüche der Jugendlichen auszuhalten, ihre Perspektiven ernst zu nehmen und sie zu ermutigen, ihren eigenen Weg zu finden auch wenn dieser noch nicht klar ist.


Nächster Artikel: K wie Konflikte, Entwicklungssignale erkennen und begleiten.


Crescer com emoção –

Mit Herz und Verstand wachsen


 
 
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